Jahresbericht 2011

Liebe Spenderinnen und Spender des Euro-a-day-Projektes, 

heute erhaltet ihr/erhalten Sie den angekündigten Bericht aus unserer Patenschule in Bangalore. Bernd Heckmann besuchte im Februar 2012 die Schule und berichtet von seinen Eindrücken und den Gesprächen mit Schulleiter und Lehrerinnen und Lehrern:

 

„Ich habe am 21.02.2012 zusammen mit Daniela Lepke aus Deutschland unserer Patenschule Ved Vignan Mahavidya Peeth in der Nähe der südindischen Stadt Bangalore einen Besuch abgestattet. Dies war mein dritter Besuch, seitdem wir die Schule mit dem Euro-a-day-Projekt unterstützen.

Wie auch bei den letzten Besuchen wurden wir herzlich von Mr. Gangadhar. N. Beedanal, dem Schulleiter (Head Master) auf den Stufen zum Schuleingang begrüßt. Wir hatten uns einen Tag zuvor bei ihm für den Besuch angekündigt. Er führte uns in sein Dienstzimmer und wir kamen ganz schnell in ein lebendiges Gespräch zur Situation der Schule und den Veränderungen im zurückliegenden Jahr.

Die Schule hat weiterhin ca. 2000 Schülerinnen und Schüler. Zurzeit ist nicht vorgesehen, sie zu erweitern. Der Schulleiter führte jedoch aus, dass man die Schülerzahl jederzeit erhöhen könne. Das Schulgelände ist groß genug, um das Schulgebäude entsprechend ergänzen zu können. Insgesamt 46 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten die Schülerinnen und Schüler. Das Lehrerkollegium wird von acht weiteren Personen ergänzt, deren Aufgabe es ist, besondere Tätigkeiten wie Essenausgabe, Reinigung der Toiletten usw. wahr zu nehmen.

Neu ist auch, dass die Schülerinnen und Schüler an einem Tag in der Woche keine Schuluniform tragen (müssen). Dies war uns schon gleich beim Erreichen des Schulgeländes aufgefallen. Es bot sich uns ein ganz buntes Bild. Mädchen trugen traditionelle indische Kleidung, Jungen zum Teil auch westliche Kleidung. So hatte ein Junge ein Fußball-T-Shirt an, wie dies Schüler auch bei uns in Deutschland gern tun. Der Schulleiter berichtete, dass dies der Wunsch der Schülerinnen und Schüler und auch der Wunsch der Eltern war und dass diese Änderung neu ist. Jeweils am Donnerstag dürfen die Schülerinnen und Schüler ihre private Kleidung tragen. An den anderen Tagen werden aber weiterhin Schuluniformen getragen und dies sei nach wie vor wichtig und notwendig.

Der Schulleiter führte uns nach dem Gespräch im Schulleiterbüro durch mehrere Klassen der Primarstufe (Klassen 1 – 4) und der Sekundarstufe (Klassen 5 – 10). Einige Klassen waren dabei, sich auf die Examen zum Abschluss des Schuljahres vorzubereiten. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten selbstständig mit Heften und Büchern. Dabei saßen sie zum Teil auch auf dem Fußboden. In diesen Klassen arbeiteten die Schüler auch leise in kleinen Gruppen.

Wir blieben in der Schule bis zum Mittagessen. Die Essenversorgung möchte ich in diesem Bericht besonders herausstellen. Um 12.30 brachte ein kleiner LKW das Essen in großen Gefäßen zur Schule. Die Mahlzeit wird in der Großküche des nahegelegenen Yoga-Zentrums frisch zubereitet. Das Warmhalten ist bei ca. 30 Grad Außentemperatur kein Problem in Indien. Das Schulpersonal wuchtete die schweren Gefäße an drei mit einem Wellblechdach versehenen Ausgabestellen auf ein kleines Holzpodest. Als alles vorbereitet war, strömten die Schülerinnen und Schüler klassenweise mit Metalltellern auf ein Pausenzeichen hin zu den Ausgabestellen. Auf dem Schulgelände befinden sich an mehreren Stellen Waschplätze mit jeweils mehreren Wasserhähnen. Die Schülerinnen und Schüler säuberten zunächst ihre Hände und den Metallteller und stellten sich dann ruhig in einer Reihe auf. Das Schulpersonal füllte die Teller mit großen Schöpflöffeln auf. Die Schülerinnen und Schüler verteilten sich zumeist in kleinen Gruppen auf dem großen Schulgelände. Einige suchten Schattenplätze unter den großen Bäumen des Schulgeländes auf, andere gingen zu der neu erbauten Gemeinschaftshalle und nahmen dort ihre Mahlzeit ein. Diese Halle ist nunmehr die dritte Gemeinschaftshalle, ich hatte sie noch nicht gesehen. Der Schulleiter, der uns zur Essenausgabe begleitet hatte, erzählte uns, dass die Hallen insbesondere bei Regenwetter nützlich sind, aber auch dann eingesetzt werden, wenn Examen geschrieben werden. Die Schülerinnen und Schüler essen mit den Fingern der (rechten) Hand, wie es traditionell in Indien – insbesondere im ländlichen Bereich - auch heute noch üblich ist. Es gibt in der Regel Reis mit Gemüse. An unserem Besuchstag gab es Curryreis mit Nüssen aus einem Topf, eine andere Reiszubereitung aus einem zweiten Topf und Raita (Gurken mit Joghurt) aus einem dritten Topf. Das Essen war sehr schmackhaft, allerdings auch sehr indisch gewürzt. Die Schüler mochten es sehr gern, wie ich an den Minen ablesen konnte. Die Fotos geben einen kleinen Eindruck davon wieder. Die Essenausgabe „lief wie am Schnürchen“, die 2000 Schülerinnen und Schüler hatten innerhalb von 20 Minuten ihr Essen und man spürte, dass dies eingeübt war. Anschließend spülten die Schülerinnen und Schüler ihre Metallteller und ihre Hände sowie den Mund an den zahlreichen Wasserhähnen ab. Sie spielten noch ein wenig auf dem Schulgelände, bevor sie wieder ihre Klassenräume aufsuchten und der Nachmittagsunterricht, der weiterhin bis 16.00 dauert, begann.

Der Schulleiter sagte mir zum Abschied, wie dankbar er und das Lehrerkollegium für die Unterstützung aus Deutschland und der ganzen Welt sind. Er bat mich, dies auch den Unterstützern aus Deutschland mitzuteilen.

Ich war von dem Besuch tief beeindruckt und ich weiß erneut, wie wichtig unsere Unterstützung für diese Schule ist. Ich habe den Eindruck mitgenommen, dass an der Schule nach wie vor gute Arbeit geleistet wird. Die Schülerinnen und Schüler wirkten ausgeglichen und fröhlich. Dies macht mir Mut, mich weiterhin für das Euro-a-day-Projekt einzusetzen“.